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Escrisberto Rexcano erging sich an der Orgel. Ein brutales, ungefüges Requiem erschütterte den Raum. Immer neue Ideen von Schmerz und furchtbarem Zweifel verwirbelten in schreienden Dissonanzen. Roh und ohne jede Eleganz erstickten schwerste Akkorde den ohnehin spärlichen Vorwärtsdrang herausgehämmerter Chromatik. Und dann – übergangslos – klingende Sanftheit, weiches, himmlisches Fließen, erschütternde Naivität. Ein Mißklang wollte sich einmischen, wurde aber sofort eingeweicht und aufgelöst. Und dann klingelte das Telefon.

Escrisberto Rexcano stieß einen Zigeunerfluch aus, der jedem Kind das Blut in den Adern gerinnen lassen würde, und nahm den Hörer ab. Eine gierige Frauenstimme sagte:

„Spreche ich mit Escrisberto Rexcano?“
„Ja.“
„Mein Leben ist in Gefahr.“
„Falls das ein Scherz sein soll, ich finde dich. Und dann trete ich dir die Knochen aus dem Hals.“
„Mein Name ist Frautze Ulanghart. Das ist kein Scherz.“
„Kommen Sie morgen in mein Büro.“
„Mein Leben ist in Gefahr.“
„Kommen Sie morgen in mein Büro.“

Rexcano legte auf. Einen Moment lang saß er einfach nur da und starrte gegen die Wand. Dann stand er auf und ging zur Orgel.

Am nächsten Tag war Frautze Ulanghart tot. Ermordet. Getötet mit zwei Schüssen in den Hals, abgegeben aus nächster Nähe. Escrisberto Rexcano saß in einem geräumigen Sessel am Tatort und zog seinen Ringfinger aus einem Einschußloch. „Silbernitrat.“, sagte er. Dann verließ er das Gebäude, um dem Ehemann des Opfers einen Besuch abzustatten.

„Ich habe nichts damit zu tun.“, sagte Brurhahn Dante.
„Natürlich nicht.“, sagte Escrisberto Rexcano.
„Ich gehe noch heute ins Gefängnis. Ich verantworte den Bankrott meiner Firma. Was hätte ich von einem Mord an meiner Frau?“

Escrisberto Rexcano lehnte sich zurück und studierte das Gesicht seines Gegenübers. Dann stand er auf, verließ das Gebäude und stieg in ein Taxi. „Wohin?“, fragte der Taxifahrer. „Wenn ich sage: Fahren Sie, dann fahren Sie zur Kreuzung da vorne. Dann halten Sie an.“, sagte Rexcano und drückte dem Fahrer Münzen und Kleingeld in die Hand. Eine junge Frau stieg in das Taxi hinter ihnen ein. „Fahren Sie.“, sagte Escrisberto Rexcano. Der Fahrer trat aufs Gas und fuhr los, das Taxi hinter ihnen nahm die Verfolgung auf. Als der Fahrer an der Kreuzung hielt, stieg Rexcano aus und stieg in das hintere Taxi wieder ein. Er sah die junge Frau an. „Also?“, sagte er. „Ich sage Ihnen nichts.“, sagte sie. Escrisberto Rexcano ließ sie in die Mündung einer Growling Evolver Halbautomatik blicken. „Also?“, sagte er.

Drei Stunden später saß Escrisberto Rexcano im Büro von Ricaarde Talazo und starrte seinem Gegenüber in die Augen.

„Sie kannten Frautze Ulanghart?“
„Natürlich kannte ich sie, sie war ja die Frau meines Geschäftspartners Brurhahn Dante.“
„Wie gut haben Sie sie gekannt?“
„Ich kannte sie sehr gut, sie war ja in die Geschäfte ihres Mannes involviert.“
„Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?“
„Nun, das wird vorgestern abend gewesen sein.“

Escrisberto Rexcano schaute Ricaarde Talazo lange an, dann stand er auf, verließ das Gebäude, stieg in ein Taxi und fuhr zur Wohnung von Paarlinc Demonia. Er trat die Tür ein, stieß Demonia in einen ungemütlichen Sessel und ließ ihn in die Mündung einer Growling Evolver Halbautomatik blicken.

„Frautze Ulanghart.“, sagte er.
„Woher wissen Sie...“

Zwei Stunden später saß Brurhahn Dante im Büro von Brurhahn Dante. Aber er war nicht alleine. Escrisberto Rexcano war bei ihm.

„Was hatte Ihre Frau vorgestern bei Ricaarde Talazo verloren?“
„Ich habe keine Ahnung.“
„Suchte sie vielleicht das hier?“

Escrisberto Rexcano wedelte mit einem Papier. Brurhahn Dante wurde kalkweiß.

„Woher haben Sie das?“, fragte er stammelnd.
„Aus dem Safe des Liebhabers Ihrer Frau.“
„Woher wissen Sie...“
„Sie wußten also davon.“
„Ich...“
„Deine Frau ist noch am Leben.“
„Was?“
„Dein Plan ist fehlgeschlagen. Ich kann dich immer noch wegen versuchten Mordes verhaften lassen. Und genau das werde ich tun. Aber vorher ...“ – er lächelte – „ ... trete ich dir die Knochen aus dem Hals.“